Nachernte-Aktion in Amberg zum bundesweiten Tafeltag

Krumme Kartoffel: Zu hässlich für den Supermarkt, aber gut

Sie sind zu klein, zu dick, zu hässlich. Wenn eine Kartoffel nicht schön genug ist, landet sie auch nicht im Supermarkt. Bei der Nachernte-Aktion auf dem Hof der Familie Trummer kommt den krummen Dingern jetzt besondere Bedeutung zu.

Die Nachernte-Aktion auf dem Hof der Familie Trummer in Hahnbach macht anlässlich des bundesweiten Tafeltages auf Lebensmittelverschwendung aufmerksam. Seit 15 Jahren unterstützen die Trummers die Amberger Tafel mit Kartoffeln, die Schönheitsfehler haben.

Trotz lauter Rufe nach nachhaltigeren Lebensweisen landen immer noch zu viele Lebensmittel im Müll. In Deutschland sogar jedes dritte. Das sind bis zu 18 Tonnen im Jahr. Darauf will die Tafel Amberg aufmerksam machen. Gemeinsam mit der Tafel-Akademie aus Berlin organisierte sie die Nachernte-Aktion auf dem Hof der Familie Trummer. Die Aktion ist Teil des bundesweiten 13. Deutschen Tafel-Tages und ein von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) fachlich und finanziell gefördertes Projekt.

Am Freitag standen deshalb Schüler der Walter-Höllerer-Realschule auf dem Kartoffelacker in Hahnbach und zogen eine Kartoffel nach der anderen aus der Erde. Sie hatten Spaß an der Aktion, der der Regen ein abruptes Ende setzte. Im normalen Betrieb der Trummers entfällt die Nachernte. Nicht auf dem Feld wird sortiert, sondern in einer großen Maschinenhalle auf dem Hof. Dort erklärte Thomas Trummer das System. "Unförmige Kartoffeln sind im Handel nicht gewollt." Die Feldfrüchte tragen lustige Knubbel, haben seitliche Auswüchse oder verknitterte Stellen. Deshalb gibt es ein Trennsystem. Besonders große Kartoffeln sind für die Gastronomie, formschöne gehen in den Verkauf und unförmige wandern in eine große Gitterbox mit der Aufschrift Amberger Tafel. Die Dreifach-Sortierung habe schon sein Vater eingeführt, erzählte Trummer. Seit 15 Jahren geht so ein Teil der Ware an die karitative Einrichtung. Für Ambergs Bürgermeister Martin Preuß ein "besonderes soziales Engagement". Und Hahnbachs Bürgermeister Bernhard Lindner bezeichnete es als "Leutturmprojekt". Er hatte weitere Ideen für die Zukunft: "Es ist doch erstaunlich, was man aus Kartoffeln alles machen kann. Brigitte Trummer kann das nötige Know-how beisteuern." Er bot an, die Schulküche für Kochkurse zur Verfügung zu stellen.

Von der Tafel-Akademie aus Berlin kam die Idee zu der Aktion. "In Tschechien gibt es solche Projekte schon länger", erklärte Dorothe Elling. 13 Tonnen Lebensmittel seien dort bislang gesammelt und verwertet worden – Essen, das sonst in der Mülltonne gelandet wäre. Einen besonderen Beitrag zum Umweltschutz leistet die Amberger Tafel seit kurzem zusätzlich: „Wer Kartoffeln abholt, muss sich die Tüte dafür künftig selbst mitbringen“, erklärte Vorsitzender Bernhard Saurenbach.

Die Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von der Walter-Höllerer-Realschule gibt es seit zehn Jahren. Lehrer Ludwig Pirner ist voll des Lobes für die Schüler. "Ich habe die Nachricht verschickt und am nächsten Tag hatte ich meine Gruppe zusammen." Rund zwölf Leute gehören zum festen Kreis, die regelmäßig Aktionen für die Amberger Tafel machen. Landrat Richard Reisinger, ganz der Pädagoge, gab der gesamten Aktion – in Absprache mit den Schülern – eine glatte Eins.

Quelle: Onetz.de    Text: Andrea Mußemann