Helfer arbeiten am Anschlag

Ein Zustrom von Geflüchteten aus der Ukraine, Helfer am Anschlag, rückläufige Lebensmittelspenden – die Tafeln stehen aktuell vor großen Herausforderungen. Vor diesem Hintergrund hatte Benno Zierer, Landtagsabgeordneter der Freien Wähler (FW), Vertreter*innen der Tafeln aus Freising sowie seinen Betreuungslandkreisen Dachau und Erding zum Erfahrungsaustausch eingeladen. Auch Peter Zilles, Vorsitzender des Landesverbandes Tafel Bayern, nahm am Treffen in Freising teil.

Ausgaben entzerren, Mitarbeiter*innen entlasten

Bei rund zehn Prozent der 170 bayerischen Tafeln habe sich die Zahl der Kunden seit Beginn des Ukraine-Krieges mehr als verdoppelt. Dazu gehöre die Freisinger Tafel, die sich nun eine vierwöchige Auszeit verordnet hat. In dieser Zeit gibt es keine Lebensmittelausgabe, die Bedürftigen erhalten Einkaufsgutscheine aus Spendengeldern: „Wir müssen unsere Leute durchschnaufen lassen“, erklärte Vorsitzender Manfred Schimmerer.

In Erding ist man dazu übergegangen, die Kunden in Gruppen aufzuteilen. Sie erhalten Lebensmittel in 14-tägig statt wöchentlich, um die Ausgabe zu entzerren. „Unsere ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer sind am Anschlag“, berichtete Petra Bauernfeind, die Vorsitzende der Nachbarschaftshilfe Erding.

Tafelverbünde und bessere Logistik

Im Herbst und Winter erwarten die Tafeln noch mehr Zulauf. „Die steigenden Preise bringen die untere Mittelschicht zu den Tafeln“, prophezeit Peter Zilles. Der Bedarf lässt sich aktuell nur durch Zukauf von Lebensmitteln decken, was bei den Tafel-Organisationen allerdings umstritten ist. „Der Grundgedanke ist ja, Lebensmittel vor dem Wegwerfen zu retten“, erinnerte Seppo Schmid, Einsatzleiter der Tafel Dorfen.

Langfristig könnte das Aufkommen an Lebensmittelspenden aus dem Handel zurückgehen, weil dieser aus Kosten- und Imagegründen bemüht ist, weniger Ware bis zum Ende der Haltbarkeit kommen zu lassen. Edda Drittenpreis, Vorsitzende der Dachauer Tafel, macht diese Erfahrung bereits: „Die Lebensmittelhändler haben weniger Überschussmenge, weil sie anders disponieren.“ Deshalb möchten die Tafeln direkt an Produzenten herantreten. Mehr als 20 Prozent der Lebensmittel-Verluste entstünden bei Produktion und Verarbeitung. Das Problem: Von Produzenten erhalten die Tafeln größere Mengen als von Händlern vor Ort. „Wenn es Sonderposten gibt, haben wir von einem Produkt oft zu viel“, berichtete Bauernfeind. Die Lösung sollen Tafelverbünde und eine bessere Logistik des Landesverbands sein.

Hilfe von der Politik gefordert

Zilles erhofft sich dazu Unterstützung von der Politik. Dafür zeigte sich Zierer offen und erinnerte daran, dass die Staatsregierung und die Koalitionsfraktionen von FW und CSU die Tafeln in diesem Jahren mit bis zu 750 000 Euro unterstützt hatten. Peter Zilles und viele Tafel-Vertreter setzten zudem Hoffnungen auf ein verpflichtendes Soziales Jahr für junge Menschen. „Davon könnten nicht nur die Tafeln profitieren, sondern auch andere soziale Organisationen und der gesamte Pflegebereich“, so Zilles. Bei Benno Zierer rannte er damit offene Türen ein: „Wir Freie Wähler setzen uns vehement für ein Gesellschaftsjahr ein und hoffen, dass sich diese Idee durchsetzt.“