Tafel Eichstätt feiert 20jähriges Jubiläum

„Einerseits ist das Jubiläum natürlich ein Grund zu feiern, andererseits aber auch ein Grund zur Sorge“, sagte der Eichstätter Vorsitzende Arnulf Neumeyer bei einer Feierstunde zum 20-jährigen Bestehen des Eichstätter Tafel-Vereins. Seit inzwischen zwei Jahrzehnten sind die vielen Ehrenamtlichen in Eichstätt für die da, die es im Leben nicht so einfach haben. Und die gibt es eben auch in Stadt und Region Eichstätt. Zum 20jährigen Jubiläum der Tafel Eichstätt gab es daher auch kein reichhaltiges Büffet, sondern eine einfache, aber dennoch leckere „Armensuppe“.

Die Hilfsorganisation sei 20 Jahre zwar alt und dennoch angesichts eines wachsenden Bedarfs in Zeiten der Flucht, des Krieges und der Inflation aktueller denn je, sagte Neumeyer. Es sei passend, dass das Jubiläum nun genau an dem Ort im evangelischen Gemeindesaal in Eichstätt stattfinde, an dem damals am 17. Dezember 2002 die Tafeleröffnung stattgefunden habe, so der evangelische Pfarrer Martin Schuler in seiner Rede. Hungernde zu speisen, sei eines der wichtigsten Elemente der Barmherzigkeit, so der Geistliche. „Ihr Werk ist unbezahlbar wertvoll und ein Werk der Liebe“, rief er den etwa zwei Dutzend Helfern der Tafel zu.

In Eichstätt wirken die Lebensmittelretter im Verborgenen – und das ganz bewusst: Denn Armut und Bedürftigkeit seien eben auch mit viel Scham verbunden – ein Stigma in unserer Gesellschaft. Besonders viele ältere oder alleinerziehende Menschen aus Eichstätt und der Region seien verschämt und kämen nur ungern zur Tafel.

Die „Kunden“ zahlen bei jedem „Einkauf“ als Einzelperson einen Euro, für eine Familie zwei Euro. „Was nichts kostet, ist auch nichts wert“, erklärt Neumeyer. „Am besten wäre es, wir bräuchten die Tafel gar nicht.“ Stattdessen versorge die Tafel jedoch jede Woche rund 180 Menschen. Neben Flüchtlingen und Menschen mit Migrationshintergrund ist das die größte Personengruppe, die „jeden Cent zweimal umdrehen muss“, so Neumeyer – gerade in Zeiten der Inflation und hohen Energiepreise, wo das Gehalt und die Rente plötzlich besonders knapp werden könnten.

Und so ist so ein Tafeljubiläum wie in Eichstätt oder bundesweit, wo die Tafeln seit der Gründung der ersten Tafel für Obdachlose in Berlin 1993 bereits 30 Jahre alt sind, auch immer kritisch zu sehen: Dass es in einem reichen Land wie Deutschland 964 Tafeln gebe, in Bayern 175 mit 11.300 ehrenamtlichen Helfern. Gerade zuletzt sei der Bedarf enorm angestiegen, allerdings verlasse sich die Politik viel zu sehr auf die ehrenamtliche Hilfe. „Aber die Tafeln sind kein Teil des Sozialsystems“, so der bayerische Tafel-Vize Alexander Brunner, der aus Ingolstadt kommt. Man sehe sich nur als zivilgesellschaftliches Engagement und Hilfe für Bedürftige. Je weniger Hilfe nötig sei, desto besser.

Quelle: ei-live.de